„Lügenpresse“, “Flüchtlinge nehmen uns die Arbeitsplätze weg“, „Unsere Sozialsysteme werden von Flüchtenden unterwandert“ – sind Aussagen, die vor allem zwei Reaktionen hervorrufen: Entweder Anerkennung, für den Mut diese „Wahrheiten“ auszusprechen, oder entschiedene Ablehnung. Die Reaktionen darauf sind so stark, dass sich die entgegengesetzten Lager immer weiter voneinander entfernen und es kaum noch zum Austausch kommt. Der Unwille zum Gespräch und die Ablehnung der anderen Seite findet sich nicht ausschließlich im populistischen Milieu. Auf beiden Seiten wird die neutrale, inhaltliche Auseinandersetzung mit den vermeintlich unbegründeten, faktenignorierenden Aussagen der Gegenseite oftmals verweigert.
Dabei ist gerade dieser kritische Diskurs in Demokratien der Motor gesellschaftlichen Fortschritts – und dieser kommt ins Stottern, wenn die verschiedenen Gruppen sich nicht mehr miteinander austauschen. Diese Entwicklung ist gerade im Zeitalter von meinungskonformen Informationsblasen auf Social-Media-Kanälen problematisch. So boykottieren viele Sympathisanten des Rechtspopulismus etablierte Nachrichtenquellen und konsumieren stattdessen rechtspopulistische Medienportale. Diese verbreiten unter anderem ausgrenzende oder rassistische Inhalte. Die bestehenden Ansichten und Überzeugungen werden dadurch nicht herausgefordert oder relativiert, sondern zementiert oder radikalisiert. Der kaum noch stattfindende, private Disput wird somit zu einer immer bedeutenderen Kontaktstelle, um rechtspopulistische Positionen im Diskurs zu hinterfragen und herauszufordern.
Viele Menschen haben Verwandte oder Bekannte in ihrem Umfeld, die mit rechtspopulistischen Positionen sympathisieren. Einige haben auch schon versucht, mit ihnen kritisch über deren Ansichten zu diskutieren. Das Ergebnis eines solchen Versuches ist jedoch oft Resignation. Denn wer schon einmal beim familiären Abendessen mit seinem rechtsgerichteten Onkel zu diskutieren versuchte, gibt oft schnell auf. Zu kompliziert ist der Umgang mit Ignoranz, zu anstrengend wird es die angeblichen Fakten ständig zu überprüfen und zu widerlegen. Doch obwohl es kompliziert, anstrengend und auch unangenehm sein kann, mit nahestehenden Menschen über Rechtspopulismus zu diskutieren, so ist es doch ein notwendiger Beitrag auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft. Denn Umdenken beginnt zu Hause!
Um diesen Weg zu beschreiten, versucht die studentische Kampagne DISKURSIVdiskursiv, Studierende zu motivieren und zu unterstützen, mit ihrem privaten Umfeld (wieder) in einen kritischen und fairen Diskurs über rechtspopulistische Ansichten einzu treten. Dafür wurdeentwickeln sie eine Website entwickelt, auf der in den nächsten Monaten die wichtigsten rechtspopulistischen Thesen analysiert und für das private Gespräch aufbereitet werden. Es werden sollen Gesprächsstrategien vorgestellt werden und es soll wird ein Forum geboten werden, auf dem ihr euch über eure Erfahrungen austauschen könnt.
Auf der Website werden sollen die einzelnen Positionen möglichst neutral und sachlich auf ihr Für und Wider untersucht werden. Wer die Website besucht, soll dazu befähigt werden, einen möglichst konstruktiven, aber kritischen Diskurs über Rechtspopulismus zu führen. Versteht ihr euch auch als Botschafter*in gegen Rechtspopulismus? Dann schaut doch ab dem 15.07 mal auf der Website (www.diskursiv.net) vorbei oder schreibt ihnen (kontakt@diskursiv.net).
Rechtspopulistischen Ansichten entgegenzutreten ist alles andere als ein leichter und einfacher Schritt und kostet Mut. Diskursiv will euch dabei unterstützen, diesen Schritt zu machen!
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