In der Ferne

Von Raphael Guba

06.03

Ein kühler Morgen, die Luft klar und erfüllt vom Orangenblütenduft, der wie jedes Jahr die Sinne der Großstädter*innen betört. Die Sonne strahlt. Reges Treiben. Plötzlich eine Explosion, Schreie, ein „Körper“.  Etwas Leid. Die Aufregung legt sich schnell im Viertel, ich starre aus dem geparkten Auto auf die VFS. Ein Spalt des Fensters ist geöffnet. Langsam kriechen Hitze, Abgase und Staub hinein.

Abends 90er-Party im Gingembre. Drinks für vier Euro, alle tanzen, mir gehts beschissen.

10.03

Meilenweite Leere, das schwarze Band windet sich durch die Ebene. Nur verdorrte Gewächse weisen auf die Anwesenheit von Leben oder in diesem Falle auf jene des vergangenen Lebens hin. Wie eine Tapete wiederholt sich das Ornament Kilometer für Kilometer für Kilometer.

Das Gleiche in meinen Ohren, ab und an eine Andersartigkeit, ich lebe noch.

In mir Unruhe, Stress, Chaos. 

Flügelschlag, auf, segeln. Eine Turteltaube lässt sich in der sengenden Hitze nieder. Gierig pickt, liest sie ungewohnt reichhaltige Weizenkörner auf. Woher sie wohl stammen? Sie blickt mir entgegen.

Die Taube ist tot.

Ich fahre hoch. Einer überholt von rechts. 

Die Liebe ist tot.

16.09

Wie in einen Sog zieht es Millionen glimmender Sterne in die Unendlichkeit, um dort zu erlöschen. Die Dunkelheit, sie nimmt zu, einer Explosion gleich überwindet sie Grenzen, alle Hürden und alle Abgründe. Sie weitet sich aus, immer weiter. Es ist die Hoffnung – auf mehr.

Ein Blick in den Himmel, ich sehe den Schimmer und wenn ich die Augen schließe ist sie schon da.