Der Armut neue Blüten – Gesegnete Weihnacht

Von Raphael Guba

Es ist bitterlich kalt, die Altstadt geflutet von Menschen, deren Geschichten niemand hören will und noch viel schlimmer, in den Tiefen meines Mantels greife ich in leere bunte Zigarettenschachteln. Nach langer Suche ein Leuchtturm der Hoffnung inmitten von Elend, zwar keine Trafik, aber ein Automat. 

Rasch lasse ich Münze für Münze in den gierenden Schlitz gleiten. Doch nicht nur dieser giert. Hinter mir hat sich eine Existenz eingefunden, welche dieser Bezeichnung nicht gerecht wird. Preist dies und das an – meist fallen Trivialbezeichnungen für Rauschmittel. Und ehe die Schachtel im Kasten klingt, das Etwas in die Ferne stürmt, in eine voll urinierte Gasse zurück dahin, wo sie emporgestiegen zu sein scheint.

Ein Bub mit gefälschtem Führerschein und sichtlich benommen fragt mich, ob ich mich nicht ärgern würde, diesen 22 Zigaretten (8,00€!) hinterherweinen würde. Was geschehen würde, wenn ich den Dieb wieder sehen und stellen würde. Letztlich ist er – ich hoffe, er existiert noch – immerhin listig, ja naughty gewesen, das imponiert mir ja bekanntlich. Was hätte er mir schon geben können als Entschädigung, eine Pfeife Crack? „Für mich nur Koks, aber Danke für dein Angebot“, hätte ich entgegnet. Ich wäre zurückgegangen, ins Warme, Aalgrundeln studieren. 

Aalgrundeln sind gemeinhin die besseren Aale und auch Grundeln. 

Lang, aber noch kompakt, hübsch, aber nicht plakativ. Sie können ihr Geschlecht wandeln und sind nicht schlecht. Sie fressen Teile ihrer Brut, kümmern sich aber drum, 

nicht so wie gewöhnliche Aale und auch Grundeln. 

Wie ich so in das veralgte Becken blicke, mit seiner Völkerschaft, schlängeln sich zwei Aalgrundeln bedächtig und ohne jede Berührung durch das Dickicht aus Gorgonien, Caulerpas und Röhrenwürmern und verschwinden im blauen Schwummer-Licht.  Da denke ich wieder an das arme Schwein, Weihnachten ist bald, lange hat er mehr nicht. Derweil rauche ich mit den beiden Aalgrundeln am Beckenrand, wir lachen herzlich, haben auch getrunken, denn unser Leben ist das nicht.