Seit über 25 Jahren gibt es ihn, den Falter. Er ist die unabhängige Studentenzeitung der Universität Bayreuth, gehört zu keiner Hochschulgruppe und wird in Eigenverantwortung und ausschließlich von Studenten erstellt. Jeden Donnerstag während des Semesters wird er um die Mittagszeit vor der Mensa verteilt und möchte dabei eigentlich immer das Gleiche, unsere schätzten Leser informieren. Leser, das sind hauptsächlich Studenten, wie es Du vielleicht selbst sein wirst, aber auch Professoren, Bibliothekare und alle anderen Universitätsmitarbeiter. Die Themen sind die, die Uni bewegen. Was Studenten angeht, aufregt oder erheitert, kurz, interessiert, im Tip wirst Du es finden.
Der Falter im Wandel der Zeitung
Im Wintersemester 1992/93 ging es los, der wurde Falter wurde unter dem Namen “Tip” gegründet. Redaktioneller Schwerpunkt war damals das, was es heute als Vorankündigungen und Kurz-Tips gibt. Vor gut 20 Jahren sah es vor der Mensa nämlich auch schon so aus wie heute: Flyer hier, Flyer dort, schnell fort. Da hatte der studentische Arbeitskreis Presse der Uni Bayreuth eine Idee. „All dies soll nun anders werden. Die Zettelflut gestoppt, die Arbeitszeit der Verteiler gespart, der Spießrutenlauf abgeschafft! Das Zauberwort heißt “TIP”.“, so heißt es zumindest in der zweiten Ausgabe des Tip vom 19. November 1992. Die Idee war es, eine Unizeitung im A3-Format herauszugeben, die gebündelt über alle anstehenden Veranstaltungen der Uni berichten sollte. Das war zu diesem Zeitpunkt eine überaus sinnvolle Sache. Im Jahr 1992 eine schnelle Recherche im Internet, welche Partys am Abend laufen? Fehlanzeige, zu dem Zeitpunkt haben viele Leute zum ersten Mal überhaupt das Wort „Internet“ gehört. Aber zurück zum Ausgangspunkt: Der Tip als Veranstaltungskalender. Man müsste sich vielleicht fragen, ob nach nun über 500 Ausgaben nicht doch etwas schief gelaufen ist. Heute wird genauso munter geflyert, wie schon vor 20 Jahren. Stimmt, aber bei der Gründung des Tips wurde auch an eine andere Aufgabe gedacht, nicht nur an Vorankündigungen. In dem zitierten Artikel aus der zweiten Ausgabe heißt es darum auch: „Sollte die Universität von wichtigen Fragen geplagt(?) oder herausgefordert(!) werden oder sollte es Veränderungen geben, die eine größere Zahl von Studierenden betreffen, so werden im TIP selbstverständlich auch Artikel zu diesen Ereignissen erscheinen.“ Dabei ist es bis heute geblieben, über 20 Jahre lang und in über 500ter Ausführung. Jede Woche trifft sich die Redaktion und bespricht die neue Ausgabe, sammelt und verteilt Themen und übt sich fleißig in Selbstkritik. Die Vielfalt der Themen ergibt sich aus der Vielfalt der Redakteure und dem, was passiert. Und da der Tip wirklich nicht mehr der Jüngste ist, hat er schon viel miterlebt. Spatenstich für den Bau der Fakultät, die damals noch FAN hieß (Nr. 77). Edmund Stoiber war erst ein knappes Jahr Bayerischer Ministerpräsident, da kam er 1994 zur Einweihung des Audimax (Nr. 27). Andere CSU-Größen kamen auch vor: Gute zwei Jahre vor seinem Sturz gab Karl-Theodor zu Guttenberg dem Tip ein Interview (Nr. 394), auch Joachim Gauck, damals noch nicht Bundespräsident, stand Rede und Antwort (Nr. 440). Es gab Doping-Vorwürfe gegen Bayreuther Professoren (Nr. 11), umstrittene Hörsaalbesetzungen (Nr. 413), umstrittene Vorträge (Nr. 365), umstrittene Kunstwerke (Nr. 468), umstrittene Binnen-Is (Nr. 460) und hunderte weitere Ausgaben.
Neue Technik und alte Probleme
Der Aufbau, die Rubriken, das Layout, die Technik, all das ist selbstredend nicht gleich geblieben. Bereits 1994 gab es eine eigene Email-Adresse, heute gibt es die Homepage und einen Facebook-Auftritt. Der Tip geht mit der Zeit. Bis 2008 war die Zeitung eine zweiseitige Sache, dann wurde auf vier A3-Seiten umgestellt. Es gab neue Serien, alte wurden eingestellt oder nicht weiter verfolgt, jede Redaktion hat es anders gemacht. An einer bestimmten Tatsache wird aber nicht gerüttelt, auch in Zukunft nicht: Jeden Donnertag unter dem Semester kann man sich zur Mittagszeit einen Tip vor der Mensa holen, kostenlos. Was sich wohl ebenfalls nie geändert hat, ist die Arbeitsweise. Von Ausgabe 1 bis X war das erste Motto stets, aus beschränkten Mitteln das Beste zu machen. Schon Hans Christian von Bothmer, einer der Tip-Gründer, konnte davon ein Liedchen singen. „Insgesamt hatten wir eigentlich immer Personalmangel“. Das zwingt oft zur Improvisation und zwei, drei Studenten dazu, am Montag- oder Dienstagabend länger zu arbeiten. Und dabei geht nicht alles glatt. Ok, seien wir (vom Tip) ehrlich, es geht öfter etwas schief:
Das muss noch um 100 Zeichen gekürzt werden. Das muss noch 200 Wörter länger werden. Was, der wurde noch nicht lektoriert, wie kann das sein? Was, der wurde schon lektoriert, warum sind dann noch Fehler drin? Ich hab wirklich gesagt, dass ich das Vorwort schreibe? Verdammt, mir fällt gerade ein, dass ich kein Bild habe. Ich finde einfach keine passende Überschrift. Warum vergisst du immer dein Kürzel? Weiß jemand noch die Quellenangabe für dieses Bild? Für die nächste Woche ist noch die halbe Ausgabe frei, Leute, wir brauchen Artikel! Hattest du nicht gesagt, dass du die Grafik selbst machen würdest? Ich kann nicht die ganze Ausgabe alleine schreiben.
In unzähligen Variationen entstehen diese Fragen und Probleme bei der Redaktionssitzung und der anschließenden Erstellung der Ausgabe. Aber was auch kommt, bis jetzt hat es immer hingehauen am Mittwochvormittag die Ausgabe als PDF an die Druckerei zu schicken. Schon mehr als einmal stand der Tip wegen Mitarbeitermangels vor dem Aus, weitergegangen ist es trotzdem immer. Amateure auf beachtlichem Niveau oder Anmaßung von Professionalität, in jedem Fall ein neuer Tip.
Wer macht eigentlich den Tip?
Apropos Mitarbeitermangel: Hast Du dich schon mal gefragt, was diese Falter-Redakteure für Leute sind? Du kannst selbst nachfragen. Die, die ihn euch in die Hand drücken, sind in der Regel auch die, die ihn (mit)geschrieben haben. Wir sind keine Profis. Jeder, der je beim Falter dabei war, hat einfach einmal vorbeigeschaut. Keine Ahnung wie das wird, hat er sich gedacht, aber vielleicht gefällt es mir ja. Dann dauert es nicht lange und man hat festgestellt, dass das für jeden beim Falter gilt. Es gibt keine besonders für den Falter beauftragten Studenten, keine besonders prädestinierten Schreiber. Es gibt nur Studenten, die sich mal bei der Erstellung einer Zeitung probieren wollen. Spaß an der Arbeit im Team, Freude an einer kleinen Herausforderung…ach, lassen wir das. Du weißt, auf was es hinausläuft. Die Arbeit beim Falter ist die, eine Zeitung zu erstellen. Von normalen Studenten für normale Studenten und wer Lust hat, der kommt einfach vorbei. Hast Du eigentlich Lust? Themen langweilig, Rechtschreibung schlecht, Bilder verwackelt? Nichts wie zu uns! Redaktionssitzung ist immer jeden Montag um 18 Uhr im GW I in Raum S93. Wir freuen uns auf Dich!