Traditionell in China verwurzelt, etabliert sich Qi Gong (gesprochen Tchi Gong) auch bei uns an der Uni Bayreuth als Yoga-Alternative. Denn es geht um Meditation und Beweglichkeit und darum, im Alltag abschalten zu können, indem man sich auf Körper und Atmung besinnt. Im Unterschied zum Yoga jedoch, werden die Übungen „im Fluss“ ausgeführt. Jede Bewegung ist zirkulär und fängt nach Ablauf wieder von vorne an.
Der Begriff „Qi Gong“ unterstreicht die Idee der flüssigen Bewegungen insofern, als dass angenommen wird, dass die Lebensenergie (das Qi) in einem ebenso harmonischen Fluss durch den Körper strömt. Das „Gong“ lässt sich mit „Fähigkeit“ oder „Arbeit“ übersetzen, woraus sich zusammengenommen „die Fähigkeit, die Lebensenergie zu nutzen“ oder „die Arbeit an der Lebensenergie“ ableitet. Wer Qi Gong praktiziert, versucht also seine Lebensenergien zu beeinflussen.
Den traditionsreichen und religiösen Anhang zu ernst zu nehmen oder sich gar davon abschrecken zu lassen, davon rät Kursleiter Ronald Schönheiter ab. „Je esoterischer, desto Finger weg“, meint er auch im Hinblick auf Kurse außerhalb des Hochschulsports. Für ihn liege der Mehrwert in den schonenden, aber effektiven Übungen genauso wie in der flexiblen Umsetzung. Denn am Qi Gong teilzunehmen kostet keinen Aufwand, da es sich mit jeder Art von Kleidung und ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Matten oder Kissen durchführen lässt. Dazu kommt, dass Qi Gong als einziger Hochschulsport im ökologisch-botanischen Garten stattfindet und damit der Erholungseffekt einer ordentlichen Portion Frischluft miteingerechnet werden kann. Bei schlechtem oder winterlichem Wetter weicht der Kurs auf die tropischen Gewächshäuser aus.
Das faszinierende am Qi Gong ist, wie schnell man tatsächlich den Alltag vergisst, wenn man sich darauf einlässt und sich konzentriert, die Übungen richtig auszuführen. Um den Bewegungsfluss aufrecht zu erhalten, darf man sich nicht ablenken lassen, von lästigen Gedanken, die einen vorher beschäftigt haben. Im Grunde ist es also der perfekte Zwischenstopp vor oder nach dem Mittagessen, denn der Kurs dauert nur eine halbe Stunde, immer mittwochs von 12:15 Uhr bis 12:45 Uhr. Und obwohl der Kursleiter als fränkisches Original nicht die Atmosphäre des Fernen Ostens heraufbeschwören kann, hat der Kurs eine absolute meditative Wirkung.
Bilder: Sebastian Fischer.
- Hopps und dehn‘ und falt‘ und los! - 23. November 2018
- Das „Chi“ mit fränkischem Akzent - 23. November 2018
- Liberal und konservativ- das Verhältnis zweier politischer Kräfte - 6. Juli 2018