
Der Bundestrend hat bei den Kommunalwahlen 2020 seinen Weg in den Bayreuther Stadtrat gefunden – und darüber dürfen sich vor allem die Grünen freuen. Die Partei verzeichnete bei der Stadtratswahl 6,3 Prozentpunkten Zuwachs und erhielt 18,0 Prozent der Stimmen. In Zukunft stellt sie acht statt fünf Stadträte. Damit werden die Grünen im Stadtrat zur zweitstärksten Kraft und schnitten als Partei wesentlich besser ab als ihr OB-Kandidat Klaus Wührl-Struller, der nur 12,5 Prozent und Rang vier erreichte.
Die CSU musste dagegen Federn lassen. Gegenüber der vergangenen Stadtratswahl 2014 verloren die Christsozialen fast sechs Prozentpunkte und erhielten noch 24,1 Prozent der Stimmen. In Zukunft müssen die Christsozialen mit 10 statt mit 13 Stadträten auskommen. Auch wenn sie stärkste Kraft bleiben.
Auch die SPD verzeichnete Verluste. Von 21,2 auf 17,7 Prozent ging es für die Sozialdemokraten runter – damit bleiben sie knapp hinter den Grünen. Genau wie die stellen sie aber acht Stadträte und bleiben weiterhin ein wichtiger Faktor in der Kommunalpolitik. Ihr OB-Kandidat Andreas Zippel wurde bei der Stadtratswahl auch gleich Stimmenkönig – vor den Stichwahl-Teilnehmern Thomas Ebersberger von der CSU und Brigitte Merk-Erbe von der Bayreuther Gemeinschaft (BG) als aktueller Oberbürgermeisterin.
Für die BG war es ein schwieriger Abend. Ihr Aushängeschild Merk-Erbe landete bei der OB-Wahl hinter Ebersberger nur auf Platz zwei. Ob sie wiedergewählt wird, ist höchst unklar. Die BG-Fraktion im Stadtrat musste Stimmenverluste hinnehmen, allerdings eher moderate. 15,5 Prozent lautete am Ende das Ergebnis – das ist Platz vier und es sind 1,9 Prozentpunkte weniger als 2014. Damit hat die Gemeinschaft sieben statt acht Sitze.

Kleinere Gruppierungen weitgehend unverändert
Die Kommunalwahlen 2020 waren eine Bayreuther Premiere: Erstmals wurde parallel zum Stadtrat auch das Oberbürgermeisteramt neu besetzt. Ebenfalls neu: Auch kleinere Kräfte gingen ins Rennen. Gleich sieben Personen wollten auf den Chefsessel im Rathaus.
2012 hatten nur CSU, SPD, Grüne und Bayreuther Gemeinschaft jemanden aufgestellt. Jetzt kamen noch die FDP und zwei Wählergemeinschaften dazu: das Junge Bayreuth (JB) und Die Unabhängigen (DU). Wirklich eingreifen konnten die drei neuen Kandidaten bei der OB-Wahl aber nicht.
Und auch bei der Stadtratswahl scheint sich das Manöver nicht ausgezahlt zu haben. Die Stimmanteile blieben im Vergleich zu 2014 nahezu konstant: FDP von 5,8 Prozent auf 5,3 Prozent, JB von 6,9 Prozent auf 6,5 Prozent und die DU landete bei 5,0 statt bei 4,8 Prozent. Bitter für die Freien Demokraten: Obwohl sie nur einen halben Prozentpunkt verloren, mussten sie einen Sitz abgeben und erreichen mit zwei Stadträten jetzt nicht mehr die nötige Stärke für eine Fraktion. Sie bilden aber bereits aktuell eine Fraktionsgemeinschaft mit der DU.

Stadtrat wird vielfältiger
Und dann gab es da noch drei neue Gruppen. Zumindest „neu“ in Bayreuth. Auf Bundes- und Landesebene sind zwei der Parteien schon länger bekannt.
Da ist einmal die AfD, die in Zukunft auch im Stadtrat vertreten ist. Bei ihrem ersten Versuch blieb die Partei mit 3,9 Prozent aber deutlich hinter ihrem Bayreuther Ergebnis von der Europawahl zurück (7,5 Prozent). In der Kommunalpolitik treffen die Rechtspopulisten dann bald auch auf die völlig andere Seite des politischen Spektrums – Die Linke schaffte es erstmals in das kommunale Parlament. Auch wenn 1,7 Prozent und der letzte Platz nur für einen Stadtrat reichen. Gänzlich neu ist dagegen die Bayreuther Frauenliste, der der Sprung in den Stadtrat ebenfalls gelang und die 2,4 Prozent der Stimmen erhielt. Fraktionsstärke erreicht aber keine der Gruppen.
Unseren Bericht zum ersten Durchgang der OB-Wahl findet ihr hier
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